Update zum THG-Quotenmarkt: Aktueller Stand zur RED III-Richtlinie

  • 2025-12-03
RED III Verzögerungen und Folgen

Update zum THG-Quotenmarkt: Aktueller Stand zur RED III-Richtlinie, Marktentwicklung und Preisbewegungen 

Die politische Umsetzung der RED III befindet sich weiterhin in einer entscheidenden Phase und bleibt geprägt von Verzögerungen, internen Konflikten und nun auch neuen fachlichen Details aus einem geleakten Kabinettsentwurf.



Kabinettsbefassung und Zeitplan 

Regulatorische Entwicklung 

Nachdem der Kabinettstermin in der vergangenen Woche kurzfristig aufgrund von Grabenkämpfen zwischen dem Bundesministerium für Finanzen (BMF) und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUKN ) geplatzt war, wurde der Konflikt mittlerweile beigelegt. Dennoch wurde die RED III-Richtlinie weiterhin nicht im Kabinett verabschiedet. Nun stehen der 3. und der 10. Dezember als letzte mögliche Termine für dieses Jahr im Raum. Diese beiden Sitzungen sind entscheidend. Nur wenn die Kabinettsbefassung noch in diesem Jahr erfolgt, besteht realistisch die Chance, dass RED III im Jahr 2026 rückwirkend in Kraft treten kann. Das parlamentarische Verfahren mit drei Lesungen im Bundestag plus Beratung im Bundesrat macht ein Inkrafttreten zum 1. Januar ohnehin unmöglich. Nach Experteneinschätzung gilt ein nachträgliches Inkrafttreten nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt als aussichtsreich. Eine Rückwirkung, die erst nach März 2026 greifen würde, wird nicht mehr als vertretbar angesehen. 

 

Ableitung für den Markt 

Die Verzögerungen haben zuletzt für leicht sinkende THG-Preisniveaus gesorgt. Sollte RED III erst 2027 in Kraft treten können, wären die wirtschaftlichen Auswirkungen erheblich. Marktteilnehmer werden zunehmend nervös, weil ein Scheitern der retroaktiven Anwendung ein erhebliches kommerzielles Risiko für den THG-Quotenmarkt bedeuten würde. 

 


Neue Inhalte aus dem Leak (Palmöl-Derivate & Vor Ort Kontrollen) 

Regulatorische Entwicklung 

Neu aus dem Leak ist außerdem der Hinweis auf verpflichtende Vor Ort Kontrollen sowie den Ausschluss von Palmöl Derivaten. Beide Maßnahmen sollen zwar kommen, jedoch im Gegensatz zum ursprünglichen Referentenentwurf erst ab 2027. Grund dafür ist nach aktueller Einschätzung, dass das BMU aufgrund der zeitlichen Verzögerungen eine retroaktive Umsetzung dieser spezifischen Vorgaben nicht mehr als rechtssicher ansieht. Um mögliche Rechtsrisiken zu vermeiden, sollen diese Maßnahmen deshalb erst ab 2027 greifen. 

 

Ableitung für den Markt 

Dieser Umstand wirkt preisdämpfend, da somit höchst betrugsanfällige THG-Quoten weiterhin im kommenden Jahr in den Markt fluten können. 

 


Anpassungen der Quotenvorgaben ab 2027  

Regulatorische Entwicklung 

Parallel dazu wurde im Kabinettsentwurf geleakt, dass kleinere Anpassungen der Quotenhöhe für 2027 vorgesehen sind. 

 

Ableitung für den Markt 

Diese Änderungen haben kurzfristig zu einer Unterstützung der Quotenpreise für das Jahr 2027 geführt. Erste Mengen werden bereits gehandelt. Gleichzeitig wird im Jahr 2027 ein größeres Carryover aus den Übererfüllungen der Vorjahre anrechenbar sein. Das sorgt für zusätzlichen Druck, da mehr Menge in den Markt zurückkehrt. 


 

Reform der Biokraft-NachV (Vertrauensschutz) 

Regulatorische Entwicklung 

Neben der RED III gibt es auch zur Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung (Biokraft-NachV) wichtige Neuerungen. Die Verordnung soll in mehreren Punkten reformiert werden, insbesondere beim Thema Vertrauensschutz. Der bisherige Vertrauensschutz gilt als außergewöhnlich privilegiert und bietet einen Extraschutz, der in anderen Rechtsbereichen so nicht üblich ist. Die geplante Reform würde diesen besonderen Schutz einschränken. Ein besonders prominentes Beispiel ist der Fall der sogenannten „arabischen Mengen“. Dieser Vorfall wurde in den Medien diskutiert. Selbst bei der BLE gelten diese Mengen als hochgradig verdächtig, wurden aber dennoch als THG-Compliance Mengen anerkannt. Grund dafür ist die aktuelle Rechtslage, nach der solche Mengen nicht aberkannt werden können. Mit einer Reform wäre das künftig möglich. 

 

Ableitung für den Markt 

Die Aussicht auf eine strengere Auslegung des Vertrauensschutzes erhöht den regulatorischen Druck und könnte mittelfristig zu einer Bereinigung von fragwürdigen Mengen sowie zu einer stabileren THG-Preisbildung führen. 



Wir verfolgen die Entwicklungen eng, insbesondere die anstehenden Kabinettstermine, und halten Sie selbstverständlich informiert.