Preiskollaps bei THG-Quoten
- 2023-04-11
THG Quote Allgemein
Preiskollaps bei THG Quoten – Wie Biokraftstoff-Betrug Umweltschutzziele pervertiert und Förderung für Verbraucher ausbremst
+++ Quotenkurs am Markt (06.12.2023): 95 EUR / PKW Gesamterlös, Anträge aus dem Jahr 2023 sind selbstverständlich durch den Prämienfallschirm (garantierte Mindestzahlung) abgesichert+++
+++ Sicherheit in unsicheren Zeiten: für das Jahr 2024 garantiert Elektrovorteil weiterhin überdurchschnittliche 50 EUR / MWh bzw. 100 EUR / PKW +++
+++ NDR Panorama berichtet über Biodiesel-Betrug (28.11.2023) +++
Illegaler Bio-Kraftstoff zerstört bürgernahe und bezahlbare Verkehrswende
Der THG Quotenmarkt ist in Aufruhr. Grund dafür ist die laut EU-Biodiesel Hersteller massive Einfuhr von Bio-Kraftstoffen aus China, die als "fortgeschritten" deklariert werden, obwohl sie tatsächlich nicht den von der EU vorgegebenen Standards entsprechen. In der direkten Folge brechen die THG Quotenkurse ein, die Energiewende erhält eine kapitale Niederlage und die aktuelle Bundesregierung schaut handlungsunfähig zu. Diverse Medien wie Stern oder Drehmoment berichteten bereits.
China-Skandal: Wie illegaler Bio-Kraftstoff-Export den EU-Markt überschwemmt
Der Kurswert der THG-Quote ist unter anderem durch Angebot und Nachfrage gesteuert. Wir berichteten bereits. Mineralölunternehmen haben die Verpflichtung, einen Teil der Emissionen aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe auszugleichen. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese Verpflichtung zu erfüllen. Zum Beispiel können die Ölkonzerne THG-Quoten aus dem Elektromobilitätsmarkt erwerben oder auf Biokraftstoffe setzen. Ausgangsstoffe der Biokraftstoffe können nachwachsende Rohstoffe wie Ölpflanzen sein. Sogenannter „fortgeschrittener“ Biodiesel aus gebrauchten Speiseölen kann dabei aufgrund der besonderen „Nachhaltigkeit“ sogar doppelt auf die THG Emissionsziele angerechnet werden.
Unlautere Unternehmer fahren Gewinne ein – Umweltschutzziele werden unterwandert
EU-Produzenten und Händler von Biodiesel sagen aus, dass chinesischer Biodiesel fälschlicherweise als "fortgeschritten" gekennzeichnet und nach Deutschland exportiert wird. Derartiges Vorgehen kann – so ein Brancheninsider – „Betrügern große Profite einbringen“. Denn importierte Öle aus Drittländern mit unüberschaubaren Lieferketten können einfach gefälscht und die Margen dadurch vervielfacht werden. Einige dieser importierten Öle könnten sogar Palmöl enthalten, dessen Verwendung die EU aus Umweltschutzgründen verboten hat.
E-Auto Fahrer ausgebremst - Etikettenschwindel treibt THG Prämien in den Keller
Diese Etikettenschwindel-Praxis führt zu Verzerrungen bei den Emissionsersparnissen und treibt die Preise für THG Zertifikate nach unten. Die aus China verschifften absurd hohen Mengen liegen weit über dem, was vernünftigerweise für den Export zur Verfügung stehen kann. Dies hat enorme Auswirkungen auf die Quotenpreise: Die massenhafte Einfuhr dieser Produkte hat zu einem Überangebot geführt und für einen Preisschock am THG Quotenmarkt gesorgt.
"Dies hat eine brutale Auswirkung auf den gesamten Markt", so ein Brancheninsider. "Ware, die auf die [deutsche] Quote angerechnet wird, erlaubt es den Ölkonzernen, kleinere Mengen Biodiesel zu verwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Das zerstört unseren Markt hier und macht es unmöglich, zu produzieren und zu handeln."
Chinesische Biodiesel Zolldaten zeigen einen deutlichen Anstieg der für Europa bestimmten Exporte. Die Ausfuhren von „fortschrittlichem“ Biodiesel haben sich im Januar und Februar gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Die Verwendung von falsch etikettierten Bio-Kraftstoffen aus China hat direkte Auswirkungen auf den deutschen Markt für THG Quoten.
Kraftstoff-Mogelpackungen aus China belasten Endverbraucher
Leidtragend sind neben dem ausgehöhlten Umweltschutzziel dadurch vor allem Endverbraucher, denen der Quotenhandel die Finanzierung von Elektrofahrzeugen erleichtern und damit Anreize für eine bürgernahe und bezahlbare Verkehrswende schaffen sollte. Wenn ein immer größerer Teil dieser finanziellen Entlastung nun durch dubiose Kraftstoff-Mogelpackungen wegfällt, dann ist das ein Angriff auf ein verbraucherfreundlich gedachtes Förderinstrument, der zu Anpassungen der Regeln führen muss.
Quelle: SCB Environmental Markets SA, https://starcb.com, Kontakt: Hendrik@starcb.com
Verantwortungschaos in der Politik
Die Politik muss nun unverzüglich regulierend eingreifen, um die Verwendung von falsch etikettierten Bio-Kraftstoffen aus China zu unterbinden. Nur so kann der Markt stabilisiert und ein erneutes Auftreten von Preisschocks verhindert werden. Das Umweltministerium ist für THG Quoten verantwortlich, das Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft verantwortet jedoch die Steuerung und Überwachung der Biokraftstoffe. Eine schnelle und effektive Regulierung ist von entscheidender Bedeutung, um den Markt zu stabilisieren und Vertrauen wiederherzustellen. Dies zeichnet sich jedoch bisher nicht ab.
Augenwischerei und Verharmlosung - Behörde verkennt Betrugsfälle
Der Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Dr. Hanns-Christoph Eiden relativiert die Betrugsfälle: „Um Betrug durch Umdeklarierung zu verhindern, wurde mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie und der Umsetzung der Nachhaltigkeitsverordnungen (Biokraft-NachV bzw. BioSt-NachV) die Zertifizierungspflicht für die gesamte Herstellungs- und Lieferkette etabliert. Hierbei werden die Vorgaben der Standardgeber (Zertifizierungssysteme) durch anerkannte und überwachte Zertifizierungsstellen kontrolliert. Damit ist in diesem Bereich ein hohes Maß an Transparenz und Sicherheit vor Betrugsfällen gegeben.“
Da drängt sich einem die Frage auf: Warum werden die Betrugsfälle bagatellisiert und nicht ernst genommen? Steckt hier vielleicht politisches Kalkül dahinter? Möglicherweise möchten die politisch Verantwortlichen nicht zugeben, dass es ein großes Problem in der Branche gibt. Vielleicht fürchten sie auch negative Auswirkungen, wenn sie zugeben müssen, dass sie das Problem nicht im Griff haben. Eine andere Möglichkeit ist, dass bestimmte politische Interessen verteidigt werden sollen, die durch die Aufdeckung von Betrugsfällen gefährdet wären.
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Quellen: Argusmedia, Euractiv, DUH, Transportenvironment