Klimaskandal um UER-Projekte – ein Blick auf die politische Untätigkeit und die Folgen für die Branche
- 2024-11-27
THG Quote Allgemein
THG-Quote in der Kritik: Betrugsvorwürfe und Vertrauenskrise
Seit der Einführung der THG-Quote im Jahr 2015 gibt es immer wieder Diskussionen über die Transparenz und die möglichen Risiken von Missbrauch. Was ursprünglich als Maßnahme zur Reduktion von CO₂-Emissionen im deutschen Verkehrssektor gedacht war, wurde ab dem Jahr 2020 mittels Upstream Emission Reduction (UER)-Projekten auch auf die Emissionen aus der Öl- und Gasförderung im Ausland ausgeweitet. Doch die neuesten Entwicklungen werfen nun Fragen zur Vertrauenswürdigkeit dieses Systems auf. Das Umweltbundesamt hat kürzlich aufgrund von Betrugsfällen neue Anträge für umstrittene UER-Projekte gestoppt, was auf ernste Probleme hinweist und das Vertrauen in die THG-Quote auf die Probe stellt.
Ursprung der THG-Quote: Klimaschutz oder Wirtschaftsförderung?
Ursprünglich ging es bei der Einführung der Biokraftstoffquote 2007 nicht um Klimaschutz, sondern vor allem um die Förderung von Landwirten und die Schaffung von Arbeitsplätzen durch den Anbau von Energiepflanzen. Später, nach dem Pariser Klimagipfel 2015, wurde die Biokraftstoffquote in die Treibhausgasminderungsquote umbenannt, mit dem Ziel, den CO₂-Ausstoß von Kraftstoffen zu reduzieren. Mineralölkonzerne mussten nachweisen, dass ein Teil ihrer Kraftstoffe emissionsfrei sind, wobei Elektroautos als eine der Lösungen zur Erfüllung dieser Quote ins Spiel kamen.
Der Betrugsskandal um Upstream-Zertifikate
Der jüngste Skandal betrifft die UER-Zertifikate. Die Bundesregierung hat nun 40 verdächtige Projekte in China und anderen Ländern gestoppt, da bei vielen dieser Projekte kaum bis gar nicht geprüft wurde, ob die Klimaschutzmaßnahmen wirklich stattgefunden haben.
Die Idee hinter den UER-Zertifikaten war, dass durch technische Maßnahmen wie die Reduzierung von Leckagen bei der Ölförderung CO₂ eingespart werden konnte, das dann auf die THG-Quote angerechnet wurde. Doch die Kontrollmöglichkeiten des Staates sind unzureichend, und es wurde massiv betrogen. Es gibt Berichte, wonach viele der zertifizierten Projekte gar nicht existiert haben oder durch gezielte Manipulationen auf dem Papier CO₂-Einsparungen vortäuschten. Die Flut an Billigzertifikaten hat in direkter Folge dazu geführt, dass der THG-Quotenkurs und damit auch die THG-Prämie für Elektrofahrzeuge gecrasht ist. Statt über 300 Euro E-Auto Prämie erhält der E-Mobilist heutzutage nur noch circa 70 Euro. „Dafür schafft sich niemand mehr ein E-Fahrzeug an“, warnte Marc Schubert, Co-Sprecher der „Initiative Klimabetrug stoppen“. Er betonte, dass die aktuellen Maßnahmen der Regierung nicht nur den Klimaschutz untergraben, sondern auch die Akzeptanz der Elektromobilität gefährden könnten. „Es ist unverantwortlich, wenn falsche Anreize gesetzt werden, die sowohl Konsumenten als auch die Umwelt letztlich belasten“, so Schubert weiter.
Was bedeutet das für die THG-Quote und die Zukunft?
Der Betrug mit UER-Zertifikaten hat den Ruf der THG-Quote stark beschädigt. Umweltministerin Steffi Lemke bezeichnete die Einführung dieser Projekte als Fehler und kündigte an, dass keine neuen UER-Zertifikate mehr zugelassen werden, bis alle bestehenden Projekte überprüft sind. Für die Ölindustrie sind die UER-Zertifikate ein günstiger Weg, die Quote zu erfüllen, ohne tatsächliche Änderungen an ihren Produktionsmethoden vorzunehmen. Aber auch die Einführung solcher Mechanismen ohne ausreichende Kontrollmöglichkeiten untergräbt das Vertrauen in die Klimaschutzinstrumente des Landes. Für die Zukunft der THG-Quote bedeutet dies, dass strengere Standards und klar definierte Kriterien für alle Beteiligten unumgänglich sind. Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie verlorenes Vertrauen bei den Verbrauchern und auf internationaler Ebene zurückgewonnen werden kann.
Fazit: Ein System auf der Kippe
Die aktuellen Skandale rund um die Fake-Zertifikate werfen ein fragwürdiges Licht auf die THG-Quote. Das ursprünglich als marktwirtschaftliches Instrument zur Erreichung der Klimaziele gedachte System gerät zunehmend in die Kritik. Es wird immer klarer, dass ohne strenge Kontrollen und mehr Transparenz der Handel mit CO₂-Zertifikaten eher den Klimaschutz gefährden könnte, anstatt ihn zu fördern.
Als Unternehmen nehmen wir diese Problematik ernst und engagieren uns aktiv in der Initiative "Carbonleaks - Initiative Klimabetrug stoppen", um gegen diese Missstände anzukämpfen. Trotz der Herausforderungen bieten die kommenden Jahre aber auch Chancen: Mit den richtigen Maßnahmen und einer stärkeren Fokussierung auf echte CO₂-Reduktion kann die THG-Quote weiterhin eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen.